Michael kannte ich seit meinem ersten Tag in der „Brücke“. Er war immer ein bisschen menschenscheu, was verständlich ist, nach dem was er über seine Kindheit und Jugend erzählt hat. Es hat mich sehr gefreut, dass ich sein Vertrauen gewinnen konnte. Er kam oft zu mir und erzählte. Ein Stück weit war er ein Lebenskünstler, der es vor drei Jahren noch geschafft hat, nach Indien zu reisen. Auch sonst hat er sich immer tapfer durchs Leben geschlagen, trotz Sucht, HIV und psychischer Erkrankung.
Bei unserem letzten Gespräch hat sich Michael ganz herzlich bei mir bedankt, dass ich ihn im Gefängnis immer wieder aufgesucht habe. Michael hat es gut getan, wenn er spüren konnte, da sucht jemand nach ihm. Das hat es ihm möglich gemacht, die Welt, die er oft als feindlich und ablehnend erlebt hat, auszuhalten. Lieber Michael, du hast in deinem Leben auf einen Gott vertraut, der dich sucht und annimmt, sowie du bist. Ich hoffe, dass er dich nun gefunden und aufgenommen hat.