Walter war Stammgast in der Brücke, aber dennoch weiß ich nicht viel über ihn. Er saß meistens ruhig auf dem Sofa und trank seinen Kaffee. Wenn nicht viel los war, setzte ich mich zu ihm hin und wir plauderten über Gott und die Welt. Er schätzte diese Aufmerksamkeit sehr und bedankte sich immer extra bei mir. Über seine Lebensgeschichte, seine Sorgen und Probleme sprach er nicht. Er wollte niemanden damit belasten und allein klar kommen. Mit gewissem Stolz trug er auch oft die Arbeitsklamotten des SBR, einer sozialen Einrichtung, die Arbeitsmöglichkeiten anbietet. Arbeiten – für sich selber sorgen können – gab ihm Kraft. Leider hat ihn diese Kraft in letzter Zeit etwas verlassen.
Dennoch starb er für mich sehr überraschend an einem Wochenende im Mai. Seine ruhige und hilfsbereite Art wird uns in der „Brücke“ fehlen. Am 7. Juni haben sich seine Freunde und Kollegen von der SBR bei einer ungewöhnlichen, aber eindrucksvollen Feier auf dem Nastplatz von ihm verabschiedet und ihm zum Gedenken eine Blume gepflanzt. Ich zitierte dabei ein Gedicht von Alberto Nessi:
An die, die für immer gegangen sind,
erinnerte ich mich, und mich streifte ein Schauder:
dann sang die Morgenröte mir ihr befreiendes Lied
hell wie eine Geste der Liebe.