Lange Zeit habe ich dich nicht mehr gesehen, lieber Wippe! Und jetzt ist es so, dass du gegangen bist aus dieser Welt. Wir sehen uns nicht mehr – zumindest hier nicht. Jetzt ist es so.
Obwohl! Wenn ich das nahekommen lasse, was ich von dir und deinem Leben erlebt habe. Beides hat in dieser Welt schon zu deinem Leben gehört: Dein Gefühl und Leiden, nicht gesehen zu werden in dem, was dir wichtig ist, was dein Bedürfnis ist, was du bist. Und genauso, dass du dir schwer damit getan hast, dich zu zeigen – dir selbst mit deinem Fühlen und deiner Art das Recht zu geben, da zu sein. Du hast dich lieber versteckt, unsichtbar gemacht. Wolltest gesehen werden und doch auch wieder nicht. Hast dich mit dem, was dir Sicherheit gab, zurückgezogen in deine Wohnung und in dein Inneres. Hast dort deine Dinge gesammelt. Behütet. Bedacht. Deinen Sohn, den du über alles liebst und der dir das Wichtigste ist. Immer hast du als erstes von ihm erzählt. Deinen Hund Charly – „Mucki“ nanntest du ihn liebevoll.
Cool, unberührbar hast du dich gegeben. Du wolltest nicht wieder berührt, verletzt werden. Wolltest den altbekannten Schmerz in dir nicht wieder spüren. Und ich erinnere deine (Ver-)Suche, diese Dinge mitzubringen, heraus zu schreien, loszulassen. Dein Unrechtsempfinden. All die Ungerechtigkeit, die du abgekriegt und ausgehalten hast in deinem Leben von klein auf. Die Demütigungen. Deinen Sohn vor so etwas zu beschützen und zu bewahren. Das war deine große Sorge.
Äußeres Zeichen für deine Suchen nach deiner wahren Würde und Größe sind für mich deine Klamotten. Dein eigener Stil. Gut gepflegt, sauber, geschmackvoll. Auch davon hast du viel mitgebracht zu uns in Die Brücke. Auch auf diese Art tragen viele dich weiter – ein Stück von dir, das kleidet, umhüllt und Wärme schenkt.
Danke für dein Leben mit uns, lieber Michael! Du führst mich dadurch auch zu mir selbst. Uwe